Kohten & Jurten - Allgemeine Infos

sind, kulturgeschichtlich betrachtet, völlig verschiedene Zeltformen, die aber eines gemeinsam haben: Es sind uralte Nomadenzelte. Sie unterscheiden sich aber wesentlich in ihrer Herkunft und in ihrer Konstruktionsform.

Kohten stammen aus Lappland und ihr Ursprung ist wahrscheinlich in der Nomadenkultur der nördlichen Indianer zu suchen. Darauf deutet die Größe hin (Kleingruppen- und Familienzelte), aber auch die steile Seitenwandneigung. Das ursprüngliche Zeltmaterial war sehr wahrscheinlich Leder oder Fell, was typisch für nomadisierende Jäger ist.

Ganz anders dagegen die Jurten: Sie kommen aus den asiatischen Kulturen. Im alten turkmenischen Sprachgebrauch heißt "Jurte" nichts anderes als "Wohnung" -und anders als bei den nordischen Kohten ist auch die Zeltgröße. Entsprechend der turkmenisch-kirgisischen und afghanischen Tradition, mehr in Sippenverbänden als in Familieneinheiten zusammenzuleben, sind Jurten größer und geräumiger. Die Zeltwände sind hoch und senkrecht, die Dächer sehr flach. Das Zeltmaterial war in früheren Zeiten Filz. (Auch ein Hinweis auf das Hirtendasein der alten Kirgisen und Afghanen.)



Wie die Kohte nach Deutschland kam...

Tusk (Eberhard Koebel) brachte die Kohte nach Deutschland. Er war Wandervogel, stieß dann zum Bund der Wandervögel und Pfadfinder, wurde in der Freischar aktiv, flog dort raus, gründete die Deutsche Jungenschaft und trat mit ihr in den Deutschen Pfadfinderbund ein, musste bald aber auch hier ausscheiden. 1927 und 1929 unternahm er Lappland-Fahrten, wobei er auch die Lappenkohte kennenlernte.

Tusk beschreibt seine erste Begegnung (1926) mit der Urform unserer heutigen Kohte: "Wir kamen an eine Kohte. Sie stand zwischen Birken verborgen. Ihr Laub reichte fast bis zur Erde. Ich betrachtete die Kohte, wie man seine Wohnung beschaut. Zuerst von außen, dann traten wir ein, gaben einer uralten Greisin die Hand und einer jungen Frau. Die Lappen grüßten "Puörist", und ich tat es zaghaft auch. Wir setzten uns auf die linke Seite, die denen zusteht, die nicht zur Familie gehören. Ich hatte ja früher schon Lappen gesehen. Ich war schon schönen Mädchen begegnet und mehrmals in Erdkohten am rauchigen Feuer gesessen. Aber was ich hier sah, war mir doch neu. Ein Zelttuch, das von einer Stangenkonstruktion gespannt ist. Denkbar praktisch zum Transport! In der Mitte war ein Feuerplatz und darüber im Zeltdach ein Loch, zu dem Sonnenschein und Nordlicht Einlass haben. Ich versank in die Betrachtung der Dinge um mich her."
aus: tusk - Gesammelte Schriften und Dichtungen, Verlag der Jugendbewegung, 1998
 

Während der NS-Zeit waren diese Zelte in Deutschland als Ausdruck einer anderen Lebensweise verboten und selbst der Besitz strafbar.


Aus der heutigen Praxis...

Gemeinsam haben Kohten und Jurten aber wieder die an sie gestellten Forderungen: Sie müssen möglichst geräumig, leicht aufstellbar und leicht zu verpacken sein und - man muss ein Feuer in ihnen entfachen können!
Der Vorteil dieses Grundprinzips liegt in der extrem großen Variabilität der Baumöglichkeiten. Das ist gerade für die vielen Jugendgruppen wichtig, die mit Kohten und Jurten wahre Zeltburgen erstellen. Kurz: Vom relativ kleinen Unterkunftszelt bis zum überdimensionalen Versammlungszelt ist alles machbar.


 


Zum Aufbau einer Kohte benötigt man:

  • 4 Kohtenblätter (Modell 52, 53, 59, 70 oder Wanderkohtenblätter)
  • 1 Kohtenabdeckplane
  • 1 Kohtenkreuz bzw. eine Kohtenspinne
  • 2 Kohtenstangen (ca. 4 m)
  • 1 Seil (ca. 4 m zum Hochziehen der Kohte am Kohtenkreuz/-spinne)
  • 8 Abspannschnüre (ca. 1,5 m)
  • 16 Heringe

Detailinfo zur Kohte:

Durchmesser: ca. 410 cm = 13,20 m²
Mittelhöhe: (bei Verwendung von Kohtenblättern ohne Seitenstreifen): ca. 200 cm
Fassungsvermögen: 6-8 Personen



Eine (Basis-)Jurte besteht aus folgenden Teilen:

  • 6 Kohtenblätter Modell 52 oder 2 Jurtenhalbdächer oder 1 ganzes Jurtendach
  • 12 Viereckzeltbahnen oder 6 Doppelzeltbahnen
  • 1 Jurtenkreuz bzw. eine Jurtenkette
  • 1 Jurtenabdeckplane
  • 3 Jurtenstangen 
  • 12 Jurtenseitenstangen 
  • 1 Seil (ca. 12 m)
  • 24 Heringe (davon 12 T-Eisenheringe) 
  • 12 Abspannleinen (ca. 3,90 m)

Detailinfo zur Jurte:

Durchmesser: ca. 610 cm = 29,2 m²
Mittelhöhe: ca. 220 cm
Fassungsvermögen: 20-30 Personen


 

Braucht man anfänglich noch ein wenig Zeit bis die Handgriffe zum Errichten eines Schwarzzeltes eingespielt sind, so hat man mit ein wenig Übung und Know-how bald den "Dreh heraußen".

Als spezielles Service gibt es hier historische Aufbauanleitungen für Kohten und Jurten als pdf-Datei:

Herzlichen Dank an Helmut Völskow von Freizeit & Fahrten für die zur Verfügung Stellung dieser Anleitungen!